Rückkehr nach Centauri: 8. Kapitel
 
"Wir müssen wissen, wer der Vater ist." Lady Deirdre hob eine Hand hoch und machte eine kühle Handbewegung zu der zitternden Frau, die vor ihr stand. Die Frau, Reanna, hatte ein Gesicht, das so zerbrechlich wie Glas schien, und Deirdre konnte sehnen, wie sie ihre Augen aufriß.

"Ich bin nicht sicher. Ich kann es ihnen nicht sagen, Lady. Ein Soldat ..."

"Es gibt keine genetische Übereinstimmung zu irgendeinem unserer aufgezeichneten Bürger" setzte Deirdre fort. Reanna drehte ihren Kopf und ihre Augen verschwommen, als ob sie eines fremdes Geräusch hörte. Deirdre konnte nichts hören. "Zakharov hat mir die genetischen Aufzeichnungen dieser Niederlassung geliefert. Natürlich will er jetzt wie jeder von uns wissen, wer dieses ... Kind ... ist, das jetzt diese Truppen gegen ihn führt."

"Ich weiß nicht, wer er ist." sagte Reanna. "Aber ich weiß warum Sie und die anderen ihn wollen." Deirdre konnte sich nicht helfen und starrte verdutzt. Reannas Hände schüttelten sich so, daß sie manchmal als ein matter verschwommener Fleck erschienen. "Das Kind hat etwas. Einen kleines Stück davon, was ihr alle wollt."

Deirdre wölbte eine Augenbraue. "Und was ist das?"

"Die Resonanz. Ein Stück der Resonanz."

"Resonanz?" Deirdre schüttelte ihren Kopf, drehte sich von Reanna weg und ging leichtfüßig zu den großen Fenstern, die über die Oberfläche des Planeten hinaussahen. "Was ist Resonanz? Was hat das mit allem zu tun?" Sie drehte sich zurück zu Reanna. "Erklären Sie es mir."

"Dieses Kind hat ein Stück des Planeten, ein Stück seines Fleisches genommen."

"Sie meinen die Struktur?"

Reannas Kopf bewegte sich wieder herum und sie zog ihr blondes Haar weg um eines ihrer Ohren zu berühren. "Nicht seine Struktur. Nicht Fleisch, aber Geist. Es gibt etwas ... hier draußen ... das will ihn schützen ... den gesamten Planeten stützen."

Deirdre starrte Reanna an. Sie hatte die Gewißheit des Wahnsinnes. "Wer will es? Dieses Kind?" "Nein. Er ... mein Sohn ... ist nur ein Abfallprodukt. Das Wesen oder die Wesen das es will ... ihre Stimme ist hier überall. Das Ding, das sie wollen, schreit zu ihnen auf."

Vorsitzender Domai hob eine Hand hoch und stoppte mit seinen Trupps auf dem Hügel über dem fremden Tempel. Hinter ihn kamen zweihundert Männer und Frauen zum stehen, ihre Augen focusierten die hölzerne Umfriedung vor ihnen.

Domai, Anführer der freien Dronen, begutachtete das Land unten. Zakharov hatte eine niedrige Barriere um den fremden Tempel errichten lassen und Wachen patrouillierten in regelmäßigen Intervallen. Die Wachen trugen mächtige Laserwaffen mit fein einstellbaren Zoommechanismen und sie trugen einen sehr guten Panzer. Domai hatte sich dem Tempel durch den Xenofungus genähert, aber er wäre nicht überrascht, wenn Zakharovs Scanner schon genau seine Stellung lokalisiert hätten.

Domai hatte nicht die komplexen Waffen oder die fortschrittliche Technologie von Zakharov und auch nicht die Gerissenheit der Datenengel. Aber er hatte seine Dronen, die arbeitenden Ausgestoßenen des Planeten, stur und für Schmerz fast unzugänglich. Er sah auf seine eigenen starken Hände und stellte sich vor, wie sie die Kehle eines Talents umschließen. Starke Hände und ein eiserner Wille. Das hatte ihn weit gebracht. Und, während Domai alles beobachtete, erinnerte er sich ...

Domai saß an der Kante seiner Koje und starrte seine Hände an. Die Lichter waren - wie zentral festgelegt - gedimmt und alle anderen Dronen schliefen ihren traumlosen Schlummer.

Aber Domai konnte nicht schlafen. Er saß in der Dronenbaracke mit ihrer niedrigen Zimmerdecke auf der Kante seiner engen Metallkoje und starrte auf seine Hände, Hände, zerschnitten und zerkratzt von der harten Arbeit. Und als er starrte, langsam ... began es sich zu bilden, wirbelte durch seinen Verstand und kroch in jede Ecke desselben. Gedanken an eine andere Zeit, von guten Gerüchen, flüssigen Reden, Debatten und Festen, dem Gefühl des guten Stoffes auf seinen Armen und den Leuten, die ihn grüßten. Trübe Erinnerungen, die von ihm weg hinter eine dicke Nebelwand entschwinden.

Der Nebel von giftigen gelben Gas und der Dunkelheit. Leute greifen nach ihm, sein Verstand schreit vor Entsetzen, aber er konnte nicht sprechen ... seine Zunge blieb dick und nutzlos. Später, als blau angezogene Techniker ihn aus dem Gewirr zogen, versuchte er zu sprechen, aber seine Gedanken wollten sich nicht formen, sie waren in einem riesigen, dunklen Irrgarten verloren.

Seine Hände. Ein Talent war gestern von einem herunterfallenden Kanister erschlagen worden. Domai hatte den Mann gefunden und über ihm gestanden, in einer Lache aus Blut, Fleisch und Metall. Vertraute Gedanken sprühten Funken in Domais Gehirn, aber seine Muskeln blieben hart und untätig. Domai konnte nur ... starren.

Er starrte die Hände des Talents an, die bis auf die Dicke nicht anders als Domais Hände waren. Und die Furcht in den großen schwarzen Augen des Mannes, als er unter der Metallkiste lag, war nicht anders als Domais Furcht, als die Psychoviren ihn überkamen, außer vielleicht, das die Furcht Domais langsamer zunahm, aber das war jetzt egal.

Er sah die Wände um ihn herum an. Dieser Raum, eng und dunkel, schien im Schein der trüben gelben Lichter der summenden Glühlampen noch kleiner und erstickender.

Ein Summen war zu hören, hart und abgehackt. Die Lichter flammten voll auf und spiegelten sich hell in seinen Augen. Eine Metalltür ging auf, und fünfzig Dronen standen aus ihren Kojen auf.

Domai ging mit ihnen.

Domai beobachtete die Aufseher in der Versammlungshalle. Er starrte auf die bedrohlichen, blau angezogenen Leute, die in der Ecke des Zimmers und entlang der blanken Metallwand, aus der der Versammlungsraum der Dronen bestand, lauerten.

Eine der sitzenden Dronen, Kohai, drehte seinen Kopf langsam und versuchte eines der nahrhaften Stäbchen vom Tablett seines Nachbars zu nehmen. Kohai waren groß und abgestumpft, eine Drone voll von Boshaftigkeit und Bitterkeit, und hatte zwei riesige Fäuste und einen starken Nacken von der Arbeit auf einer Skyfarm. Aber sein Nachbar, Pankol, war auch nicht viel kleiner.

Der kluge Mann verzichtet auf Stolz zugunsten von Leistung. Wo kam das jetzt her, wie ist es in Domais Gehirn gesprungen?

Pankol holte aus und traf Kohais Hand mit einem niederschmetternden Griff. Die zwei Dronen standen langsam auf, ihre abstumpften grauen Augen starrten einander an, und der Konflikt schwelte. Pankol erhob sein Tablett und zerschlug es auf Kohais linkem Backenknochen; die Gedanken der Dronen waren langsam, aber ihre Reaktionen waren schnell. Jetzt rangen die zwei miteinander und Kohai bohrte seine knochigen Finger in Pankols Kehlmuskeln.

Es wird mindestens vier Aufsehern brauchen, um diese beiden voneinander zu lösen, dachte Domai und fühlte dann eine ungewöhnliche Erregung, die Erregung von Anerkennung, als er um sich herum auf all die abgestumpften und grimmigen, aber robusten Dronenarbeiter sah. Es würde zwei von ihnen brauchen, um nur einem von uns zu stoppen.

Er sah all die flauen Augen an, die jetzt gedreht waren, um die zwei Kämpfenden zu beobachten, die das Metall des Raumes beim kämpfen auseinanderrissen. Die beobachtenden Dronen bewegten sich nicht, aber Domai konnte sehen, wie sich vage Gedanken hinter den schwarze Augen formten. Und die Augen wurden schwärzer als sich die Aufseher bewegten, um die zwei Dronen zu bestrafen.

Zwei Dronen ... Pankol und Kohai. Sie haben Namen.

Domai stand auf. In irgendeinem tiefen Teil seines Gehirns erschien die Abbildung eines stattlichen Mann, gekleidet in Seide und einen Toast auf die verwüstete Erde gebend. Und die Hände dieses Mannes waren die Hände eines Anführers.

Domai schnappte sich die zwei Dronen neben ihm und bewegte sich mit ihnen zu der Rauferei.

Ein Metalltablett vom Tisch aufhebend, ging er als Schlichter hin.