Rückkehr nach Centauri: 7. Kapitel
 
Reanna erinnerte sich. Sie erinnerte sich an den Tag, als die zwei Sonnen am Himmel brannten und sich die harschen Befehle der Angreifer mit den Schreien der Bürger in den Straßen der baumähnlichen Gaianer Basis mischten. Sechs Jahre ist das her.

Sie schwankte durch ihr sauberes, kleines Zimmer, atmete schwer und hörte die Tränen in ihrer eigenen Stimme. Sie hielt ihren Bauch fest und fühlte seine warme Rundheit, tiefe genetische Veränderungen befanden sich in ihm ... beschütze diese Kreatur. Sie konnte das Kind innen fühlen, dick und ängstlich (nach sechs Monaten ... nur sechs Erden Monate!) und sie straffte ihre Muskeln dagegen um es in diese Welt des Feuers freizugeben. Sie konnte draußen die Bürger in ihren grünen und weißen Roben sehen, wie sie ihre Waffen ergreifen und Kugeln in alle Richtungen schießen.

Eine Art Blitz von draußen tauchte ihre Fenster in schwarzes Licht. Als er wieder verblaßte waren die beschädigten Fenster in getöntes Blau getaucht. Das abgeschirmte Licht und das kühle Gefühl der Wände gaben ihr einen Moment eines kokonartigen Friedens, dann kam von draußen ein Brüllen und plötzlich traf Hitze ihr Gesicht und ihren Körper, als ihre Außenwand zu einer gezackten Linie zusammenschmolz und giftige Dämpfe ausspie.

Der Kampf außerhalb ergriff ihre Sinne ... die Lichter, die Geräusche, die Schreie und die Flammen, die himmelwärts flogen und trotzdem auf sie zukamen. Schnell hastete sie zu ihrer Tür, drückte den Öffnen Knopf und versuchte, sich von der Außenseite tiefer in den Wohnkomplex zurückzuziehen.

Sie sah den langen Flur zum Ausgang hinunter. Noch weit weg schritt in ihre Richtung eine Abteilung der Gläubigen, deren saubere und spärliche Uniformen nichts weiter als die heiligen Symbole und das Rangabzeichen auf ihren Armen trug. Ihre Augen glühten mit einem seltsamen Feuer. Das konnte sie sogar aus diesem Abstand ersehen. Was hatte Miriam getan?

Sie bewegten sich von Tür zu Tür, sprengten die Schlösser und rotteten die Gaianer aus. Sie bewegten sich mit einer kaum kontrollierten Intensität, die sie schon fast ehrfurchtgebietend fand. Einer von ihnen sah sie und hob seine Pistole hoch. Sie drehte sich halb und der Mann sah ihren Bauch, zögerte für gerade mal einen Augenblick und in diesem Augenblick stürzte sie in ihr Zimmer zurück. Splitterpistolenschüsse pfefferten in die Wand und schnitten in das Fleisch ihres Armes, als sie sich zurückzog. Sie schrie auf, als ein Schwall warmen Blutes ihr Gesicht bespritzte.

Keine Zeit ...

Sie hastete in ihr Badezimmer, suchte einen weichen Verband aus dem Erste - Hilfe Kasten und band ihn sich schnell um ihren Arm. Blut lief nach unten, um ihre Füße herum, und sie fühlte, wie eine Welle der Übelkeit über sie ging, aber sie biß die Zähne zusammen und zog den Verband so fest sie konnte.

Es reicht, um es zusammenzuhalten ...

Jetzt hörte sie das Schlagen an ihrer Tür. Sie wandte sich der verdampften Wand zu und stürzte sich hinaus in den Sturm des Kampfes, ihren Bauch festhaltend.

Draußen bewegte sie sich in der Nähe der brennenden Gebäude um sich mit Hilfe ihrer Hitze vor den Infrarotsuchern zu verbergen. Über ihr zerbrachen die höher gelegenen Gewächshäuser, als die Gläubigen darauf feuerten und Metallfragmente in das lose Bündnis der Gaiaischen Gebäude warfen. Sie sah massive Glassplitter vom Himmel fallen und auf die Gaianischen Soldaten in ihrer grünen Körperrüstung herabregnen. Sie sah, wie ein Glasdreieck einen Mann sauber halbierte, und sie drehte sich weg.

Dieser schlanke junge Mann, es war Monate her. Jene Nacht draußen bei den Feldern, als wir die Weihrauchstäbchen entzündeten und von den Viren eingekreist wurden. Die Art, wie seine Hände mich berührten, wie die Viren in meinem Kopf explodieren ... ich weis noch, es gab diese Nacht zu viele von ihnen.

Sie berührte ihren Bauch. Sie hatte sich nicht wieder und diesen Mann gekümmert oder ihn gesucht, sein Gesicht verlor sich in einem Nebel der durch die Viren herbeigeführten Halluzinationen. Aber es dauerte nicht lange, um zu wissen, was ihr Treffen produziert hatte. Und jetzt, nur sechs Monate (sechs!) später war sie im Begriff, die Früchte davon zu sehen.

Sie stolperte in ein Scharmützel, und sah, wie sich Miriams fanatische Stoßtruppen in die Gaianischen Bürger und Soldaten warfen. Sie war so nah, daß sie die Ekstase in ihren Augen sehen konnte, wenn sie sich vorwärts und in die Leere, die sie begrüßte, warfen.

Dort.

Ein unbewachter Rover stand leer in der Nähe der Kämpfenden. Und dann, als sie sich in seine Richtung bewegte hörte sie ein Geräusch über ihrem Kopf und fühlte dann eine Kälte in ihrem Rücken. Sie ging zurück und berührte es mit ihren Arm ... Glas. Ihr Verstand rebellierte und stellte sich die Pfeile vor, die sie trafen, an ihrer Wirbelsäule vorbei, um wie Dolche direkt zum Herzen ihres Kindes zu gelangen.

Das Kind, das kam.

Sie schwankte vorwärts zum Rover und kletterte hinein. Sie drückte auf den Navigationsbildschirm und gab zufällige Koordinaten in den Autopiloten ein. Der Rover bewegte sich vorwärts und sie sah, wie ein Gläubiger überfahren wurde. Dann schoß der Rover um die Peripherie der Basis und in die Ausläufer des großen roten Fungusfeldes, das bis an die Kanten der Basis reichte.

Das Fungusfeld pulsierte vor Leben, vielleicht sogar aufgeregt durch all diese Gewalttätigkeit. Sie konnte seine Manipulation in ihrem Verstand fühlen, die bewirkte, daß die Welt um sie herum schwankte und sich bewegte. Sie hatte keinen Widerstand. Sie fühlte, wie der Wahnsinn sie einholte, wie farbige Leuchten in hypnotische Muster übergehen, die alle in Rot getaucht sind.

Sie fühlte daß ihr Kind kam. Und als die Räder des Rovers im Fungus hängen blieben wurde sie direkt aus dem Auto in die Arme des Planeten geworfen. Sie fühlte, daß ihr Kind bald kam.

Ein Kind des Planeten.