Rückkehr nach Centauri: 2. Kapitel
 
Rae erwachte, als ein Blitz den Himmel über Wohnkuppel acht erhellte. Obwohl der begleitende Donner den Himmel erschütterte und den Geruch des Regens das Zimmer erfüllte, lag Rae still da. Allmählich öffnete sie ihre Augen und spähte in das graue Licht. Ein anderer Blitz zerriß draußen den Himmel, aber sie blinzelte nicht einmal.

Langsam stand sie auf, ging zu dem winzigen klaren Beobachtungsfenster und sah hinaus. Wo eine oder mehrere der Centauri Sonnen normalerweise über die orange / purpurroten Xenofungusfelder, die nur durch einen behelfsmäßigen Zaun hinter der Bucht gehalten weden, rollt, sah sie jetzt in eine dunkle graue Welt hinaus. Dicke Wolken zogen über sie hinweg, doch es fiel kein Regen.

An der Ecke der Felder sah sie die verlassenen, hohen, spindeldürren Kräne. Ein Blitz machte sie zu Silhouetten, und sie konnte sehen, wie die Dronenarbeiter von der Baustelle liefen. Und an ihrem Füßen sprangen Punkte ... Psychovieren, umher, in den Fungus flüchtend, ihre bauchigen, gelb-grünen Augen flackerten.

Die Wolken schienen herunterzudrücken und sich in Richtung der menschlichen Niederlassungen zu senken wie eine große Hand. Sie sah kurz auf Ihre Uhr ... vierzehn metrische Stunden, also sollten beide Sonnen in voller Herrlichkeit scheinen, aber sie konnte kaum ihre Position am Himmel bestimmen.

Die Dronen liefen weiter und Blitze schlugen unten um sie herum ein. Ihr Schnellverbinder, wieder instand gesetzt für dringende Kommunikation über den gesammten Planeten, piepte unentwegt, aber sie schaute wieder aus ihrem Fenster.

Alles schienen so ... friedlich.

Vorsitzender Sheng-ji Yang fegte den goldenen und roten engen Flur hinter seinem temporären Quartier herunter. Der Schatten eines Mannes passierte ihn, kahl und zerbrechlich mit einem schmalen Gesicht, gekleidet in einer reichen, blauen Robe. Yang nahm nur am Rand Notiz von ihm.

Der Flur gabelte sich und Yang entschied in diesem Moment die linke Gabel zu nehmen. Der Flur würde sich wieder und wieder gabeln, seine goldfarbigen Pfade würden Zickzackartig zwischen den größeren Stützen des Kollektivs entlangführen.

Er sah kurz zu seinem Begleiter zurück. Der Mann sah besorgt aus, seine Augenbrauen verzogen sich fast komisch. Gut. Yang hatte den Mann nicht ausgewählt, weil er unter Streßbedingungen cool blieb. Er wählte ihn aus, weil er jede Emotion in seinem Gesicht lesen konnte, jedes Stechen von Sorge und jeder Hinweis von Verrat.

"Reden Sie mit mir, Zhu" sagte Yang und nahm die rechte Gabel, als sich der Flur wieder teilte.

"Was sollte es hier zu sagen geben? Wir können sein Gewicht sogar hier unten fühlen. Es wirft eine Hülle über jeden."

"Ich wählte den Untergrund um vor der Welt oben geschützt zu sein. Ich mag diese Wendung der Ereignisse nicht."

"Ich verstehe, Vorsitzender."

Yang nickte und dachte an das fremde, blau getönte Licht, das jetzt die ganze Höhe der Hauptstütze, welche geplant wurde um das Licht von oben zu den Hauptübergängen vom Labyrinth zu bringen, füllte. Die Luft fühlte sich dunkel und elektrisiert an, was durch die fremden Wolken über dem Boden kam. Er schüttelte seinen Kopf.

"Ich glaube, daß wir den Hauptkanal absperren sollten." sagte Yang.

"Vielleicht."

"Lehnen Sie es ab?"

Zhu überlegte einen Moment. "Nein. Es ist am besten, wenn wir das Licht von oben abschneiden. Und das ist genau das, was mich beunruhigt."

Yang blieb an einer, mit einem gedrehten Jadedrachen dekorierten, Tafel stehen. Er sah sich die weichen, gelben Lampen an, die die Wand und den Flur erhellten. "Wir werden mehr von diesen Spektrallampen von Morgan bestellen müssen. Vor allem größere, um die Erholungsgebiete um den Hauptkanal herum zu beleuchten."

"Sie sind teuer. Auch alle anderen Fraktionen brauchen sie ... Angebot und Nachfrage."

"Ich weiß. Morgan macht ein Bombengeschäft." Yang studierte die glatte goldene Oberfläche von einer der abgeblendeten Lampen als ob er aus dem Gesichtsausdruck eines toten Mannes liest.

Die Drachentafel vor ihm schob sich auf. Er ging zu einem kleinen Aufzug, der mit roten Linien versehen war, um ihn symbolisch vor seinen Feinden zu schützen. Zhu ging hinter ihm her.

"Zur Oberfläche." sagte Yang. "Ich will dieses Phänomen wieder sehen."

Der Aufzug glitt hinauf und passierte Schicht um Schicht von Yangs unterirdischer Welt. Er sah Zhu an. Das Gesicht des Mannes brach in Panik aus, als der Aufzug sie zur Welt oben brachte.

"Lady Skye. Wir dachten, daß Sie in Gaia's Landing bleiben. Ich fürchte, wir erwarteten Sie nicht." Der schlanke Mann machte vor ihr einen höflichen Halbbogen, und sie nickte.

"Ja, Nhoj, es ist in Ordnung. Sie können sich auf meinen Aufenthalt vorbereiten, während ich einen Besuch in den Gärten mache." Sie pflückte abgelenkt an ihrer Robe. Sie standen in der Haupthalle ihrer zweiten Basis, Gaias hohe Gärten; das Zimmer fühlte sich sauber, aber ein wenig steril an und es fehlen noch immer die Landschaftsgestaltung und die leicht farbigen Wände, die sie bevorzugte.

"Bitte folgen Sie mir dann." Er bewegte sich vorwärts und führte den Weg, Deirdre folgte mit mehreren Leibwächtern, alle sahen mager und abgespannt aus.

"Wissen Sie irgend etwas mehr darüber, Lady Skye?" fragte Nhoj und drehte seine unnatürlich grünen Augen auf sie zu.

"Nur das dort nichts ist, was die Erschütterungen erklärt. Wir haben natürlich seit der Landung auf dem Planeten nichts derartiges gesehen, aber ich kann keine Beweise für irgend etwas wie das über Hunderte von Jahren finden. Natürlich erlernen wir noch immer das Ökosystem des Planeten ..."

"Und was ist mit dem Tempel? Sind die Gerüchte wahr?"

"Ja, aber wir wissen nichts wirklich, seit Zakharov .... "

Sie stoppte und stieß einen leichten Atemzug aus, als sie durch die grünen Doppeltüren in die Gärten der Basis trat.

"Sonne."

"Ja, Lady Skye." Nhoj lächelte und genoß die Wärme. "Wir sind an den letzten hellen bewohnten Teil der Gaian´schen Gebiete. Aber wie Sie sehen können ... die Erschütterungen nähren sich.

Wirklich konnte sie am Horizont die dunkle zottige Kante von Wolken sehen, die kochendheiße Dunkelheit, die sich am Horizont erstreckte. Gerade als sie es beobachtete schien es sich zu nähern. "Sind die Pflanzen geschützt?"

"Wir stellen Hitzefallen auf, und wir haben Morgans Lampen verbessert für das Wachstum. Aber ... wie lang wird all das reichen?" Er fragte es ruhig, aber seine Augen suchten in den ihren nach einer Antwort.

"Ich weiß nicht." Sie hob ihre Hand hoch um darauf zu zeigen und zu versuchen, die Kante der Dunkelheit mit ihren Fingern zu bedecken. "Niemand weiß das. Lassen Sie mich die Wärme jetzt genießen, solange ich noch kann."

Sie drehte sich von ihm weg und ging in die Gärten, als der Wolkenschleier, den sie "Die Erschütterung" nannten, weiter in ihre Richtung rollte.

"Er war es."

"Sind Sie sicher?"

"Natürlich." Sie tippte zuversichtlich auf ihrem Touchpanel, als ihre Nummer Zwei neben ihr stand. Die Videoabbildung auf ihrem Bildschirm war einen Strom von Zeichen, als sie versuchte sie abzuspielen. Dann gab sie das Kommando der Entschlüsselung ein.

"Warum müssen wir diese Abbildungen jedes Mal wieder rekonstruieren, wenn wir sie ansehen?" frage ihre Nummer Zwei und bewegte sich leicht.

"Sicherheit, Sicherheit, mein Datajack" sagte sie zu ihm. "Solange diese Information tief hinter den Firewalls von Morgan Industries liegt ...."

"Er interessiert sich mehr für diese Daten als für uns." Sie bemerkte das unbewußte Ballen seiner Faust.

"Ja." zeichnete sie aus der Silbe. "Jetzt schau ... " die Videoaufzeichnung hatte gestoppt und jetzt rekonstruierte sich durch drei Schichten der Verschlüsselung ein Gesicht, ein hartes Gesicht mit tiefen schwarzen Augen.

"Vorsitzender Yang." sagte Nummer Zwei erschrocken. "Er sieht uns direkt an."

"Direkt in die Lampe meinen Sie. Er war dort, und dann ... es sieht aus, als ob er durch eine verstecke Tafel trat."

"Ja, aber das ist wenig nützlich." sagte ihre Nummer Zwei. "Ein weiterer Datenpunkt für das Psychoprofil."

"Daß wir sogar wissen, in welcher Basis er ist, ist nützlich. Yang ist außerordentlich vorsichtig."

"Was denken Sie, wohin geht er?" fragte er sie.

"Zur Oberfläche, meinem Datajack. Es braucht kein Sondierteam, um das zu sehen."