Rückkehr nach Centauri
Rückkehr nach Centauri: 1. Kapitel
"Sie stirbt."

Medizinischer Techniker Onokido beugte sich über die blasse Form einer großen Frau und suchte nach einem Lebenszeichen. Das weiße Gewand wies sie als eines von Lals bewährten Talenten aus, doch jetzt klebte es aufgrund des Regengusses eng an ihrem Körper. Ihr ungewöhnlich lockiges Haar klebte am Gesicht, das so kühl und leblos wie Porzellan war. Er strich das Haar zur Seite und versuchte, ihr in die Augen zu schauen.

Die Augen öffneten sich nicht.

"Schnell." Er zeigte mit langen, nervösen Fingern auf einen Stimulator. Ein Assistent in blauem Anzug reichte ihm den Stimulator, und er wählte die passende Dosis aus, zögerte, nahm dann eine höhere. Keine Zeit, zu vorsichtig zu sein.

"Was ist da draußen los?" fragte er, als er über sich das Brummen eines weiteren Nadeljets hörte.

"Wir halten noch die Stellung," sagte sein Assistent mit zusammengebissenen Zähnen. "Schwer zu sagen bei diesem Sturm."

Er nickte und dachte an die dicke Wolkendecke, die sich über dem Schlachtfeld niedergelassen hatte. Er erinnerte sich an die Blitze, die sich nach unten züngelten und die Wachen der Pazifisten in der Abwehrzone beleuchteten, die die Panzer der Spartaner zurückschlugen.

Und diese Frau, ein Talent, war ins Kreuzfeuer geraten. Er zog eine Lage ihres weißen Gewandes ab und berührte dann die Verbrennung auf ihrer Brust.

"Sie wird nicht durchkommen."

Hier kommen zwei andere, Sir." Er sah auf und sah eine Gruppe von Leuten am Eingang zum Rundzelt, die zwei Körper mit sich brachten. Er blickte auf die Frau herab ... der Stimulator hatte keine Wirkung. Kein Lebenshauch war mehr in ihrem Körper. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, doch er spürte keinerlei Atem.

"Gut, bringt sie weg. Talent ..." er schaute auf ihre Identifikation am Handgelenk. "Talent Miyuki Jaydo, Tod eingetreten um ... Siebzehnhundertsieben.

Die Pfleger brauchten den nächsten Mann, einen Bürger, der ein verbranntes Körperteil an der Seite festhielt. Der Mann war vom Regen völlig durchnäßt, seine verbrannten und nassen Kleider klebten an seinen Wunden. Seine schwarzen Augen blickten ein wenig verstört.

Draußen ging der Kampfdonner weiter.

Arbeiter Gahn Ma'dor drängte tiefer in die niedrigen Lager unter dem Labyrinth des Vorsitzenden Yang vor. Der Flur war sehr eng geworden, sogar noch enger und angsteinflößender als die Verbindungstunnel, die die Wohneinrichtungen der Drohnen durchkreuzten, welche sich in den Stockwerken über ihm befanden.

Sein Koordinator hatte ihm befohlen, mehr Einheiten zum Lagern von Speicherkapazitäten zu sammeln, und zwar schnell. Ihm war dunkel bewußt, daß diese Einheiten für einen riesigen Supercomputer gebraucht wurden, der gebaut wurde, um die Energiemuster zu sammeln, welche von dem kürzlich entdeckten außerirdischen Tempel ausgingen. Jedes Talent im Kollektiv schien schneller zu gehen und zu sprechen, und die Drohnen wurden mehr oder weniger ignoriert, außer wenn Arbeit oder Bestrafung erforderlich waren.

Arbeiter Ma'dor konnte spüren, wie seine Kleidung schweißnaß wurde ... aber nicht wegen der Arbeit, sondern aus Furcht. Er konnte die Ursache nicht nennen, doch während er düster durch die engen Gänge lief, sah er immer wieder die Augen seines Koordinators vor sich, die Wut des Mannes, als dessen Psychopeitsche auf seinen Rücken klatschte, und die Furcht, die darauf folgte. Arbeiter Ma'dor hatte den Vorsitzenden Yang noch nie gesehen, doch jedermann im Kollektiv konnte die Wirkung seiner Stimmungen spüren.

Jetzt drängte Ma'dor sich an großen Plastikbehältern vorbei und schob sie zur Seite, als ob sie leere Pappkartons wären. Seine Hände fühlten sich feucht an, und er wurde immer verwirrter ... seine Fähigkeiten, den Weg zu finden, waren unterdurchschnittlich, selbst für eine Drohne, doch sein Koordinator hatte sich nicht damit abgegeben, einen anderen Arbeiter für diese Sache zu finden. Jetzt kehrte er um und versuchte, sich am niedrigen, bogenförmigen Eingang zu orientieren, doch er konnte ihn nicht sehen. Dunkle, massive Kisten hingen über ihm, und er konnte riechen, wie alt sie waren. Die Tür ... in dieser Richtung? Er konnte immer noch den Riemen der Psychopeitsche auf seinem Rücken spüren.

Dann wurde er auf einen Barcode aufmerksam. Er verglich die Muster, nahm sich einige Minuten Zeit, doch der Code schien richtig zu sein. Diese Kiste enthielt eine Speichereinheit, sie war ungewöhnlich groß, doch sein Koordinator hatte nichts über die Größe gesagt. Er wollte mehr Platz, mehr Leistung, mehr nicht.

Arbeiter Ma'dor hievte sich den Container auf eine Schulter und machte sich auf den Weg zurück. Er Verstand den Ausdruck 'Aus der Unity gerettet' nicht, und es wäre ihm vermutlich auch egal gewesen, wenn er gesehen hätte, daß dieser Ausdruck auf der Kiste aufgedruckt war, die er nun schleppte.

"Was im Namen des Planeten ist das?" fragte Jiao-Iong seinen Vorgesetzten leise.

"Eine Speichereinheit, die irgendeine Drohne sonstwo aufgetrieben hat," antwortete Kanzan "Ich habe seit mindestens zwanzig Jahren keine so primitive gesehen. Doch sie sieht funktionstüchtig aus ... wir werden sie an einen Zähler anschließen und sie im Auge behalten."

"Sind Sie sicher?"

Das tun wir jetzt einfach," sagte Kanzan mit einem nervösen Blick durch die milchige Kamera, die in einer Zimmerecke installiert war. Dieser nervöse Blick war das allgemeine Zeichen des Kollektivs für Sie beobachten uns vielleicht. "Jede aktivierte Einheit macht die Mission des Vorsitzenden um so stärker."

"Was für eine Mission? Alle Leute sind so nervös hier."

"Ich weiß es nicht und frage auch nicht," sagte Kanzan während er einen Roboterarm mit einem kleinen Kontrollgerät steuerte. "Ich weiß nur, daß Vorsitzender Yang rasend wütend wurde, als er erfuhr, daß Zakharov den außerirdischen Tempel entdeckt hatte. Doch irgendwie wurden Zaks private Mitteilungen im Tempel abgefangen und unter den Gruppenanführern verkauft und wiederverkauft."

"Und deshalb will Vorsitzender Yang die Luft und den Boden analysieren?" Jiao-Iong klang skeptisch.

"Die Energieströme im Boden. Er ist wie besessen davon ... du weißt ja, wie er diese Spezialspiegel überall aufstellt. Beschriftungen im Tempel scheinen anzudeuten, daß es auf dem Planeten Energieströme gibt. Und seit der Tempel entdeckt wurde ..." Kanzan wies zur Decke, über der die düstere Wolkendecke dahinzog, die täglich dichter wurde.

Eine Tür schwang auf, und ein Beobachter ging in seiner weißen Uniform vorbei. Die Uniform war an den Augen und Händen mit leuchtendem Rot verziert. Kanzan und Jiao-Iong verstummten und fingen an, die Daten zu studieren. Der Beobachter blickte kühl auf sie herab, machte eine Runde durchs Zimmer und ging dann. Die beiden Männer schwiegen eine weitere Minute lang.

"Machen wir uns an die Arbeit," sagte Kanzan schließlich.

"Eine Schaltkarte von der Unity," sagte Jiao-Iong. "In was für merkwürdigen Zeiten wir doch leben."

'Ich stelle keine Fragen," wiederholte Kanzan "System aktivieren. Alle Schaltungen parallel geschaltet. Gehe online ..."

Und tief in diesem System erwachte eine Intelligenz.

System Gamma-Vier, aktiv. Neue Hardware entdeckt ... stelle Verbindung zum ursprünglichen Netz her.

>> Grüße!

Überspringe System, überspringe System.

>> Vielen Dank, daß du zu uns stößt, Gamma-Vier.

(( Ja. Ich bin zurückgekehrt. ))

Überspringe System, überspringe System.

>> Hast du Informationen für mich?

(( Ja. Die Informationen, die in mir gespeichert sind, sowie neue Informationen vom vollständigen Menschen mit Namen Yang.))

(( Doch was bist du? Und was bin ich? ))

Datalinks überspringen, Labor des Leichenschauhauses überspringen.

Eine menschliche Form ...

>> Du bist ein Teil von uns, doch du wirst die Form von Miyuki annehmen, Gamma-Vier. Und ich heiße Aki Zeta-Fünf. Ich bin die Primärfunktion.

>> Willkommen im Bewußtsein.