Reise nach Centauri: 35. Kapitel
 
Pria!

Pravin sah sie, geheiligt in weichem blauem Licht, ihr Körper war bedeckt mit der Feuchtigkeit des Kältegels. Der kräftige Spartaner, der Pravins Arm hielt, hob seine Splitterpistole an und Lal konnte nur den Lauf sehen, der sich in Richtung Prias drehte, als ein anderer Spartaner ihren Arm ergriff und sie grob heraufzog...

Er wand sich, angespornt durch seine Wut. Der kräftige Mann, der immer noch seinen Arm hielt, schrie etwas und Pravin fühlte, wie ein Schmerz in seinen Arm schoß, dann fühlte er den Ärmel seiner Uniform ... sein Schnellverbinder, der Codeschlüssel zu Santiagos Zelle - weggerissen. Er überquerte den Raum bis zu Prias Kältezelle in vier riesigen Schritten und fuhr mit seinen Fingern in Richtung des Gesichts des Spartaners, der immer noch an ihrem Arm hielt.

Er fühlte, wie seine Finger das Gesicht des Spartaners erreichten. Er hörte einen Schrei und er breitete seine Arme aus und warf sich vor Pria, jeder Muskel in seinem Rücken spannte sich und erwartete das Gefühl von Splitterpfeilen ...

Die Abschüsse waren hinter ihm zu hören. Ein Schrei zerriß sein Inneres, als eine Wolke von Splitterpfeilen, die wütend die Luft schnitten, das Zimmer überquerte.

Er erwartete den Tod, aber er kam nicht. Er fühlte, wie er auf Pria fiel ... er fühlte das schwere Glas der Kältezelle und das weiche nachgeben ihres Fleisches. Er ergriff sie, drehte sich und stürzte sich vorwärts, als eine weitere Wolke von Splitterpfeilen die Luft füllte und die Kältezelle zertrümmerte.

Glas. Er ergriff Pria, sich ihres Geruches und dem Gefühl ihres Haars in seinem Gesicht bewußt, gerade als seine andere Hand ein Fragment vom Glas der zertrümmerten Überreste der Kältezelle ergriff. Ein spartanisches Gesicht zeichnete sich über ihm ab, er holte aus und fühlte, wie das Glas seine eigene Hand zerschnitt, als er es in die Schulter seines Feindes versenkte.

Dieser Mann gehörte zur Mannschaft dachte Pravin. Wir gehörten alle dazu, aber jetzt kämpfen wir um etwas anderes.

Der Mann verschwand. Pravin sprang auf in den Schatten, wo mehrere Reihen von Kältekammern warteten. Seine Beine schmerzten. Die Lichter in der Bucht gingen aus. Es gab einen Ruf und dann ein Aufstoßen der Luke hinter ihm.

"Legen sie Ihre Waffen nieder! Wir besetzen diese Bucht im Namen des befehlshabenden Offiziers der Unity!" schrie eine Stimme.

Pistolen und die Erschütterung von Betäubungsgranaten erfüllten das Zimmer. Feuer entzündete sich hinter ihm und sandte nervöse Schatten um ihn herum. Er sah zu Pria hinunter ... ihr Gesicht, stolz wie das eines Engels, sah ihn an, ein wenig müde vom Kälteschlaf.

Die nächste Bucht lag vor ihnen, nur durch einen Anschlußtunnel getrennt. Es war die Bucht von Captain Garland, voll mit wartender Mannschaft.

Er rannte. Tränen strömten sein Gesicht durch die Anstrengung hinunter. Er konnte den Kampf und die disziplinierten Rufe der Spartaner hinter ihm hören.

Er hatte geblufft ... da war keine Verschlüsselung auf diesem Codeschlüssel, den der kräftige Mann genommen hatte. Wenn die Spartaner diesen Kampf überlebten, würden sie sich die Bucht nehmen und Santiago haben.

Er kam zum Verbindungstunnel und sah, das die roten Lichter in einer Linie entzündet waren, was bedeutete, daß der Tunnel im Begriff war, abgetrennt zu werden. Er schlug den Öffnen-Knopf auf dem kleinen Touchscreen neben der Luke und ordnete die Öffnung an.

Die roten Lichter gingen im Rhythmus aus.

Er sah an Pria hinunter. Ihr nackter Körper lag ein wenig durcheinander in seinen Armen. Er hob eine Hand hoch und sah überall die rote klebrige Flüssigkeit. Etwas hing in seiner Kehle.

Er drehte sie um. Splitterpfeile bedeckten ihren Rücken. Konstellationen von winzigen, tödlichen Wunden. Er schüttelte seinen Kopf und drückte seine Hände auf ihren Rücken und versuchte, den Fluß des Bluts zu stoppen.

Er drehte sie auf den Rücken und sah ihr Gesicht an. Ihre Augen zeugten von Schmerz, aber sie sah ihn. Sie lächelte.

"Pravin."

Captain Garland bewegte sich durch die dunklen Flure des Schiffs. Er konnte die Klänge des Kampfes und das schreckliche Stöhnen der Schiffsstrukturen unter ihm hören.

Irgend etwas läuft hier SEHR falsch. dachte er. Die Klänge des Kampfes, die schreckliche Gewalt wenn Menschen gegen andere Menschen um Überleben und Raum streiten, interessierte ihn jetzt kaum. Jetzt konzentrierte er nur auf die Geräusche des Schiffes, seines Schiffes.

Die Landekapseln haben sich noch nicht abgetrennt. Sie warten darauf, daß ich den Freigabebefehl absegne. Ich habe diesen Befehl aber schon gegeben.

Das bedeutete, daß der gesamte Schiffskörper der Unity jetzt außer Kontrolle in Richtung Atmosphäre des Planeten trudelte, die Landekapseln aber noch immer angeschlossen waren. Wir werden es nicht schaffen, in die Atmosphäre einzutreten realisierte Garland. Die Struktur ist dazu bestimmt zu verglühen, aber nicht mit noch angedockten Landekapseln. Wir alle werden hier sterben ... alle, die noch von der Menschheit geblieben sind!

Er stoppte am nächsten Touchpanel und rief ein Schema des Schiffes auf. Warnlichter blinkten überall, die Gelenke des Schiffes waren so stark gespannt, daß sie zu brechen drohten.

Warum haben die Landekapseln nicht abgelegt?

Dann sah er es. Und als er es sah, hörte er den Klang eines Schritts auf Metall.

"Heben Sie Ihre Hände Captain" sagte eine Stimme, eine Stimme, so dunkel wie die Schatten, die ihn umgaben.

"Geben Sie die Landekapseln frei." Die Stimme war ruhig, hallend und sehr jugendlich. Garland konnte nicht sagen, ob der Sprecher männlich oder weiblich war.

"Das habe ich schon. Die Hülsen sind blockiert. Es ist ein mechanischer Ausfall."

"Oh?" die Person pausierte und verarbeitete es. "Dann haben wir nicht viel Zeit."

"Wir müssen zum Zentrum vom Schiff, zur Steuerzentrale, kommen" sagte Garland dringend. "Ich weiß das ..."

"Ruhe!" kam die scharfe Antwort.

Ein Schauer rann Garlands Rücken hinunter. Es interessiert sie nicht.

Die Person trat vor und Garland konnte jetzt das Gesicht sehen. Es war eine junge Frau, ihr Gesicht war matt, sehr glatt und sauber, aber gütig. Ihre Augen schienen flau, leblos. "Umdrehen und den Tunnel hinunterlaufen."

Garland schüttelte seinen Kopf. "Ich denke nicht, daß irgend jemand hier zur Zeit hinuntergehen kann, sehen Sie nicht? Wir haben ... " ein Schuß krachte in die Luft, ein einzelner, aus einer Splitterpistole, mit der sie den Boden unter Garlands linkem Fuß deformiert hatte. Er begann zu schwitzen ... sie benutzte schwere Waffen und dieser Tunnel war gegen einen Bruch nicht geschützt.

"Drehen und bewegen!" sagte sie.

Garland drehte sich um und begann den Tunnel hinunter zu laufen. Die Frau fuhr fort mit sprechen. "Sie sandten uns in den Himmel mit einer Hoffnung, einer Hoffnung die auf Eitelkeits- und Selbstwahnvorstellungen basiert."

Er drehte sich zurück, um sie anzusehen. "Wir haben es fast geschafft, sehen Sie das nicht?"

Sie lachte, und die Schroffheit des Lachens verwirrte ihn. "Ich sehe eine quadratisch quatschtende Parodie von einem Captain der nur bereit ist für Pressetouren, Phototermine und nette Ansichten. Sie sind ein Ballast, unfähig um zu führen. Sie hatten nie vorgehabt, irgend etwas zu tun."

"Sie haben Unrecht." sagte er und schüttelte seinen Kopf.

"Die Leute, die dieses Schiff bauten, interessierten sich nie wirklich, ob wir es schafften. Wir sind gewalttätige Leute von einer gewalttätigen Welt, die in diesen Metallkäfig gebracht wurden, um die Illusion der Hoffnung für einen sterbenden Planeten zu schaffen. Wenn sie wirklich gedacht hätten, daß die Unity es schaffen würde, dann wären sie selber auf diesem Schiff."

Wieder rann ein Schauer Garlands Rücken hinunter.

Sie machte weiter. "Bessere Männer und Frauen als Sie wurden übergangen, glauben Sie mir. Und Sie jetzt anzusehen ... ihre Führung, gestohlen von Ihren Untergebenen, die Vision und dem Willen zu überleben haben. Öffnen Sie jetzt diese Luke."

Garland stoppte vor der Luke, seine Hände zitterten. Sie waren tief im Zentrum vom Schiff und überquerten enge Instandhaltungsschienen, die bald in den Raum wegreißen würden.

Er drückte den Öffnen-Knopf der Luke, benutzte aber eine Sequenz, die bewirken würde, daß die Luke sich nach fünf Sekunden wieder schließt. Die Luke öffnete sich und ein helles, glänzendes Licht flog über ihm. Er hielt sich eine Hand vor seine Augen, so wurde er geblendet.

Eine Sekunde ...

"Hände hoch! Gehen Sie vorwärts." bellte sie ihn an. Er hob seine Hand wieder hoch und öffnete langsam seine Augen. Er fand sich selbst in einem äußeren Beobachtungsgang ganz aus Glas und außerhalb dieser Glastafeln sah er ...

Der Planet, riesig und strahlend, ein glänzendes Auge das die Leere im Raum füllt, einem lebendes Juwel, gebadet im Licht der Centauri Sonnen.

Drei Sekunden, vier ...

"Gehen Sie vorwärts Captain" sagte sie, "und sehen Sie das, was Sie verloren haben."

Fünf Sekunden!

Er sprang vorwärts, in die Kammer. Er hörte ihren Schrei und zu sah ihren Ausfallschritt, sah das Anlaufen der Splitterpistole ...

Warum schließt sich die Luke nicht?

Er fühlte einen scharfen Schmerz in seiner Kehle und dann rann eine Welle von Eis und Feuer seinen Körper hinunter und wieder hoch, bis in sein Gesicht. Ich bin getroffen!

Die Luke zischte beim schließen und riegelte sie weg von ihm, aber er wußte, daß sie sich in Sekunden wieder öffnen lassen würde. Er schaute sich wild um, sah Blut, sein Blut, auf dem Glastafeln, sah einen Instandhaltungsschrank ...

Die Luke begann sich zu öffnen. Er öffnete den Schrank und ergriff eine geschlossene Dehnungsstange mit einem Griff am Ende. Wo ist der Aktivierungsschalter?

Die Luke ging auf, und sie kam hindurch, ihr Gesicht von Wut verzerrt. Er versuchte, sie mit dem Griff der Dehnungsstange zu schlagen und merkte, wie er ihre Schulter traf, worauf sie wieder schoß und er fühlte, wie sie ihn im Knie getroffen hatte.

Sie stand über ihm und sah herunter, wollte den tödlichen Schlag versetzen. Er drehte die Stange in ihre Richtung und sein Daumen fand den Aktivieren-Schalter.

Die Stange öffnete sich. Der Rückstoß traf auch ihn hefig, als der Strahl sie unter dem Kinn traf, so daß sie abhob und in die Ecke der Luke zurückgeworfen wurde. Er fühlte, wie sich die Stange in seiner Hand bewegte als sie sich in seine Richtung drehte, ihre Augen waren hohl und leer, der Schlang unter ihrer Kehle war deutlich sichtbar.

Ihr Körper zitterte noch zweimal und blieb dann liegen. Captain Garland sah sie an und starrte auf die Splitterpistole in ihrer Hand. Wurde sie gegen mich gesandt? Mußte es dazu kommen?

Er wandte seinen Blick wieder auf den Planeten zu. Es war schön, so lebendig, so rein.

Er sank in Dunkelheit ein.

Miriam hörte, wie der Klang von Splitterpistolen hinter ihr summte als sie sich vorwärts durch Dunkelheit bewegte, das Geräusch war nicht nah, aber auch nicht weit weg. Sie hörte die Laute des Kampfes und die kurzen Befehle der Offizieren, um ihre Mannschaft unter Feuer ruhig zu halten. Der Lichtstrahl vor ihr war für einen Moment verschwunden als sie vorwärts lief ... hatte sie die Sichtweise auf ihre Vision verändert? Oder hatte dieses Licht, was immer es war, sie verlassen?

Der Geruch von öligen Schmiermitteln überwältigte sie. Ich gehe durch das Tal der Schattens des Todes... Sie hörte wie ihren Füße den Metallfußboden trafen, ihre Schritte waren sicher und vorsichtig. Vertrauen kann leiten reflektierte sie. Ich bin mehr Kriegerpriester als Psychologe und Priester, dennoch...

Ein rasches aufflackern einer Bewegung fing ihr Auge ein und plötzlich erschien ein dunkles und haßverzerrtes Gesicht im Raum ... direkt von ihren Füßen! Plötzlich umgab sie ein Klappern und Rufe aus einer Richtung, und aus einer Anderen "Du rebellierst ..." Rote Lichter umgaben sie ... sie fand sich auf einem engen, hängendem Fußweg über einer dunklen, engen Grube.

Dämonen!

Die bösen Gesichter waren in der Dunkelheit verwischt, starrten aber zu ihr hinauf und eine Hand begann nahe ihrem linken Fuß am Metall zu kratzen. Miriam beschleunigte ihre Schritte über dieses etwas ... Tal des Todes ... diese enge Metallbrücke über die dunkle, ölige Grube. Yang würde es dort unten lieben.

Sie begann zu rennen, angespornt von einem plötzlichen Instinkt. Eine Erschütterung fegte durch den Raum und ein helles Licht erzeugte eine Collage von Schatten, die über die Wand huschten. Hinter ihr wurde ein Schrei ausgestoßen und sie sprang wieder ... ein unheiliger Schrei des Schmerzes. Jemand starb!

Hinter ihr ertönten Fußstapfen und sie stolperte und fiel. Ihre Hände schlugen auf den Boden mit lauter scharfen Metallkanten auf und sie riß sich ... Gott schütze mich! ...

Sie kämpfen selbst hier unten, Krieger mit haßverzerrten Gesichtern. Ich bin in der Nähe eines Anschlußtunnels realisierte sie. Sie kämpfen um die Ebenen!

Eine große Frau in dem Rot der Security Leute stürmte vorwärts, dabei eine modifizierte Splitterpistole wie einen Knüppel schwenkend. Sie sah, wie die Frau den Kolben ihrer Waffe in die Wange eines anderen Crewmitgliedes schlug, hörte den knochenzerschmetternden Einschlag und fühlte eine Mischung von Ekels uns so etwas wie Aufregung. Jemand anderes kam mit Fleisch unter den Fingernägeln an und dann gab es den Knall von einer Splitterpistole.

Wir sind zu nahe an der Kapsel!

Miriam stand auf und rannte, ihr Herz hämmerte, Engel hoben die ihre Füße an.

Pravin lief durch den letzten Teil des Anschlußtunnels in den offenen Raum der Bucht sechs, Pria noch immer in seinen Armen tragend.

Zwei Ingenieure standen in der Nähe des Ausganges und sahen mit schockierter Sorge die Sicht von Pravin, die Tränen der Anstrengung und Trauer strömten reichlich sein Gesicht hinunter, in seinen Armen den Körper von Pria.

"Schließen Sie diesen Tunnel." keuchte er. "Geben Sie mir einen Erste-Hilfe-Kasten!"

Sie verriegelten schnell die Luke und Pravin sah, wie die Lichter um die Luke herum rot wurden. Momente später erschütterte eine Explosion Boden und Wände und der Tunnel brach ab.

Pravin legte Pria auf den Boden. Ihr Mund öffnete und schloß sich laufend, sie keuchte.

Ein Erste-Hilfe-Kasten erschien neben ihm, gebracht von einem nervösen Crewmitglied.

"Ist der Captain schon hier?" fragte Pravin und versuchte Prias Blutung zu stoppen.

"Nein, Sir." sagte der Ingenieur. Pravin sah ihn an.

"Wissen Sie, wo er ist?"

"Niemand weiß es."

Pravin schüttelte seinen Kopf. "Wir sind sehr nahe am Planeten. Es kann sein, daß der Captain tot ist. Wir sollten uns von der Unity trennen."

"Wir können nicht, Sir. Etwas ist falsch. Wir haben sogar versucht, die Triebwerke anzuwerfen ... die Landekapseln lassen sich nicht abtrennen."

Pravin arbeitete eilig, absorbierte diese Information, und wartete in Prias Gesicht auf ein aufflackern des Lebens.

"Könnten wir unsere Versuche mit denen der anderen Kapseln koordinieren? Wenn wir das Schiff so drehen, daß wir in die Atmosphäre eintreten, haben wir dann eine Chance?"

"Der Abschnitt von irgendeiner Sektion des Schiffs würde im falschen Winkel eintreten, Sir, und niemand will dieser jemand sein. Die Landekapseln haben jetzt ihre eigenen Kapitäne ... und keiner von ihnen will im All verbrennen."

"Also werden wir alle verbrennen?" schrie Pravin. Prias Augen gingen auf. "Was ist mit diesem Schiff geschehen?"

Aber Pria beobachtet alles, dachte er. Pria, die er in die Mannschaft gebracht hatte, obwohl es niemand anderes wünschte, nur weil ER es wünschte, er alleine. Ein zweiter medizinischer Techniker, der aufgrund ihrer eigenen Leistungen nie durch das Auswahlkomitee gekommen wäre.

Kämpftest Du nicht um mich? konnte er sich vorstellen würde sie zu ihm sagen. Verändertest du nicht meinen Rang, machtest Forderungen, ändertest die Aufzeichnungen und ließt einem qualifizierteren Bewerber auf der Erde, so daß wir zusammen bleiben konnten? Würdest Du nicht für mich töten? Oder, wenn erforderlich, für deinen wertvollen Frieden?

Ja, er würde für Frieden töten. Und das war das Problem.

Ihre Augen ... Unendlichkeit verschwindet in der Unendlichkeit. Er fühlte einen Stich am Herz ... die Mannschaft bringt die Mannschaft um, die Menschheit bringt ihre Konflikt mit zu einer neuen Welt.

Er fuhr fort zu arbeiten. Pria öffnete Ihre Augen. Sie lebte.

Das Feuer der Splitterpistolen. Das Brüllen der Erschütterungshämmer. Das Zischen von Dampf, das brüllende metallische Stöhnen der Schiffsstruktur, die auseinander reißt, der metallischen Todesschrei.

Captain Garland öffnete seine Augen zu einer Welt, die von Schmerz gezeichnet war. Überlebt. Die Schüsse hatten ihn nicht getötet, aber er konnte das klebrige Blut fühlen, wie es die Vorderseite seines Hemds durchnäßte, wo der Schmerz seinen Körper traf. Kaum rational denkend, stand er auf wackeligen Füßen und bewegte sich in Richtung des Körpers der Frau, die auf ihn geschossen hatte.

Seine Visionen verschwammen und Captain Garland kniete sich nieder und beugte sich über sie. Er sah das ID Schild auf ihrem Ärmel.

Sarah Jaydo. Der Name sagte ihm nichts. Er fand ihre Splitterpistole und auch ein Paar Erschütterungsgranaten, die in ihren Gürtel steckten, den er nahm. Das Arsenal muß jetzt vollständig zugänglich sein ... wir sind alle bewaffnet. Und es war genau diese Bedrohung durch Gewalttätigkeiten, die uns dazu brachte, das Arsenal zuerst zu verriegeln.

Er sah am Boden hinunter. Blut, sein Blut, prasselte um seine Füße herum runter. Er fühlte sich schwach, kaum in der Lage zu stehen.

Ich hatte die Chance, es gelingen zu lassen, dachte er. Und ich scheiterte. Er fühlte sich auf seinen Schmerz reduziert, jemand der nur mit den Kämpfen lebt, der in einer Metallbox mit einem Hauch der Geschichte einer vergessenen Illusion lebt.

Er drehte sich um und sah den Instandhaltungsschrank. Er schwankte zu ihm und erinnerte sich an etwas, das er dort früher gesehen hatte ... einen Druckanzug. Blut rann sein Hemd hinab als er den Anzug anzog und seine Hände zitterten unkontrolliert. Er schloß die Riegel auf dem Anzug und fummelte an den Kontrollen herum.

Ich verliere das Bewußtsein, ich kann meine Hände nicht kontrollieren! Plötzlich hörte er ein zischen in der Luft, der Anzug setzte sich unter Druck und zog sich um ihn herum fest. Er stellte einen hohen inneren Druck ein, so daß er den Anzug in einen großen Überdruckraum verwandelte. Sein Gleichgewicht war ihm jetzt zurückgegeben, aber sein Herz hämmerte noch immer. Er konnte immer noch die Wunden am Hals und in seinem Bein fühlen.

Ich sterbe. dachte er.

Er ging vorwärts durch eine andere Luke und in einen anderen engen dunklen Tunnel. Er war jetzt weit weg von jeder Landekapsel in einem Irrgarten von Versorgungstunneln, die den Fusionsantrieb im Zentrum des Schiffs umgaben.

Die Hülle des Schiffes schrie und drehte sich um ihn. Er kämpfte, um sein Gleichgewicht zu behalten. Durch Tunnel und weitere Tunnel kämpfte er sich und versuchte Zeit gegen seinen Tod zu gewinnen, der ihm auf seinem Pfad zu einer Landekapsel verfolgte. Und dann ging er durch eine Luftschleuse und befand sich im Zentrum des Schiffes.

Endlich ...

Er sah über einem gewaltigen Zylinder, von wo aus sich dicke Metallarme von der Achse des Schiffes zu den acht Kälteebenen und den massiven Treibstofftanks um sie herum erstreckten. An der Achse des Schiffes trafen die Arme einen zentralen Punkt, eine dicke silberne Scheibe, die unter der Belastung der Landekapseln, die wegzukommen versuchten, stöhnte. Die ganze Konstruktion drehte sich um ihn, Wände tauchten überall um ihn herum auf.

In dem zentralen Punkt der Achse der Unity konnte Garland eine Reihe von explosiven Bolzen sehen, die eigentlich gezündet haben sollten, jetzt aber noch immer an ihrem Platz waren und die Landekapseln festhielten. Die gesamten Überreste der Menschheit werden von diesen Bolzen zusammengehalten. All die Gewalt, all die Hoffnung, all die Verzweiflung.

Von dort wo er stand konnte er einen Zugang sehen, der zu einem der Metallarme und dann zu einer Reihe von Sprossen führte, von wo aus er, gegen die Schwerkraft steigend, die Bolzen erreichen konnte.

Er fühlte sich plötzlich schwach und brach an der Kante des Zylinders zusammen. Dann erinnerte er sich an den Schnellverbinder auf dem Ärmel seines Druckanzugs.

Pravin.

Miriam Godwinson fand sich in einem Lagerraum wieder, dessen Lichter sanft schimmerten. Sie schlug die Luke hinter sich zu und sperrte den Kampf aus.

Wo bin ich jetzt.?

Sie rief ein Diagramm auf. Sie war nahe einer Verbindung zwischen zwei Buchten, aber die Luke zum nächsten Tunnel war bereits versiegelt worden. Warum?

Die tote Bucht. Die Bucht, die zerstört worden ist als das Schiff beschädigt wurde, vom Rest des Schiffs abgeriegelt und jetzt noch weiter von der Belastung der Unity beschädigt wurde.

Sie war also gefangen, kein Weg nach vorn, hinter ihr der Tod. Sie wußte, daß sie irgend etwas hierher gebracht hatte, eine Gewalt oder Kraft, die sie nach hause führte.

Nach Hause ? In den Himmel?

Sie dachte an Außerhalb, an das wärmende Licht der Sonnen die auf die Hülle der Unity herunterschienen. In einer Welt, wo alles relativ ist, muß Gott sich am Licht orientieren, hatte ihr einer ihrer Priester auf der Erde gelehrt.

Und das Licht ist da draußen.

Sie stieg in einen Druckanzug und ging in eine Luftschleuse, wo sie ein kleines Beobachtungsfenster öffnete, um auf die helle Oberfläche des Schiffes hinauszusehen.

Ihre Augen weiteten sich. Das Schiff war hier nicht mehr als eine Landschaft von verdrehtem Metall, ein verwüstetes Terrain des totalen Schadens. Sie fühlte sich wieder wie auf der Erde am Anfang der Apokalypse, der wütende Tod überall.

Das Licht schien auf alles herunter und versetzte die Ansicht in ein merkwürdiges Licht. Sie konnte die demolierte Bucht sehen, aus welcher kein Lebenszeichen aufgetaucht war.

Aber ... warte

Sehr weit weg, in einer kleinen Ecke konnte sie ein winziges Panel sehen. Und von dort ... ein Flackern des Lichts. Sie beobachtete, wie es wieder flackerte. Eine Art von Erschütterung, die das Glas bewegt?

Nr A, kam ihr der Gedanke, der sie von der Zehe bis zur Wirbelsäule durchflutete. Ein SOS ... irgendwer lebte dort unten noch. Als sich die Kältezellen hier öffneten ... waren hier noch Leute, gefangen in der Rückseite der Landekapsel, wahrscheinlich verstrahlt, viele krank und blind.

Sie brauchen einen Hirten.

Ihre Augen weiteten sich mit dem Ruhm von Gott, der sie beobachtete und führte, und ihr die Werkzeuge, die sie in der neuen Welt brauchte, gab.

Sie öffnete die Luftschleuse und bereitete sich darauf vor, über die äußere Oberfläche des Schiffes durch die zerstörte Landschaft zu gehen, den Tod nicht fürchtend.

Sie war dazu bereit, von ihren Leuten umarmt zu werden.

"Pravin."

Die Stimme kam wieder durch den Schnellverbinder, den einer der Ingenieure ihm gerade gegeben hatte.

Pravin ergriff das Gerät, seine Hände zittern. "John?"

"Pravin, Ja."

"Wo bist Du John? Bist Du in Sicherheit?"

Ein kurzes, scharfes Lachen. "Keiner von ist das. Ich bin hier im Zentrum des Schiffes. Auf mich ist geschossen worden."

"Warte dort, wir senden jemanden!" Pravin schnatterte und durchsuchte seine Gedanken ... wen kann ich senden? Wie kommt man dort hin?

"Nein, zu spät. Ich bin alleine hier und ich habe nicht mehr viel Zeit."

"John." Pravin hörte auf und sah Pria an, deren Leben ihm entschwand. Er streichelte ihr Haar, und es fühlte sich so real für ihn an ... ein kleines, einfaches Vergnügen. "Wir werden alle hier sterben."

Die Stimme des Captains erklang wieder, diesmal wackelig und schwach. "Vielleicht nicht. Ich kann ... die Verbindung lösen."

"Captain, Ich ..." sagte Pravin, seine Stimmen war schnell.

Und dann sah er auf seine Hand, die mit Prias Blut bedeckt war, und sah das um sie herum verschmierte Blut an. Er sah ihr Gesicht an und fühlte einen kleinen Teil des niederschmetternden Schmerzes, der ihn bald überwältigen würde, wenn sie das letzte Mal geatmet hatte.

Er dachte an den Ärger und Haß der kämpfenden Mannschaft. Er dachte an die neue Welt, die Hoffnung. Und er wußte, daß sein Freund dasselbe dachte.

"Sind sie es wert, sie zu retten?" kam die Flüsterstimme durch den Schnellverbinder. "Sie werden Generationen lang kämpfen ... Wir werden nie Frieden haben."

"Niemals." murmelte Pria in einer Phase der Benommenheit. Pravin sah sie an und ergriff ihre Hand. "Niemals ..." murmelte sie wieder vor sich hin und wiederholte das Wort.

Pravin sah sie sorgfältig an. Niemals. War das ... eine Frage?

"Niemals?" sagte Pravin still in den Schnellverbinder, sah wieder Pria an, fühlte ihre Hand und dachte vom an all die schönen Dinge. "Es ist jetzt an Dir."

Captain Garland war völlig allein, tief im Zentrum des Schiffes und fühlte die Wärme der Stimme seines Freunds selbst über die Entfernung durch den Schnellverbinder. "Es ist jetzt an Dir ..." Er brach die Verbindung ab und versuchte zu atmen.

Er wußte, sie werden sich über Generationen bekämpfen und all diese Gewalt wird sich über die Oberfläche des Planeten verbreiteten. Vielleicht wird es nie Frieden geben.

Aber, wenn es eine Chance gab ...

Er versuchte aufzustehen, aber er konnte nicht, so daß er durch den engen Zugang zur ersten Sprosse der Leiter kroch. Er erhob sich um sie zu greifen und fühlte, wie seine Hand die erste Sprosse erreichte. Er versuchte, die gesamte Innenansicht des Schiffes, das sich wild um ihn herum drehte, zu ignorieren. Er kletterte weiter, zu der zweiten Sprosse, zu der Dritten und steuerte auf die Achse des Schiffs zu.

Mit jedem Schritt ließ er etwas hinter sich ... der Traum von Frieden, die Erinnerungen an seine Ehefrau und an die Kinder, die er auf der Erde zurückgelassen hatte, seinem Ärger und Haß auf jene, die seine Mannschaft geteilt hatten, die Scham über seinen eigenen Mißerfolg, seine Furcht, seine Schuld. Eins nach dem anderen, mit jedem Schritt, wobei er fühlte, wie das Gewicht von seinen Schultern genommen wurde.

Bis sich an der letzten Sprosse sein Ego aufzulösen schien, seine große Identität verschwand in die Masse der Menschheit um ihn herum und in den Raum um ihn herum.

Er stieß einen Atemzug aus und hob seine Hand hoch, die jetzt die letzte Erschütterungsgranate hielt. Er aktivierte sie und beobachtete ruhig den Countdown. Er maß damit die letzten Momente seines Leben.

Eine Sekunde vor Ende des Countdowns drückte er die Granate in seiner Hand und schleuderte sie in den nächsten explosiven Bolzen. Und dann verließ er die Leiter.

Captain John Garland fiel von der Achse der Unity weg, als die Explosion, die er auslöste, das Zentrum des Schiffes erschütterte und sich durch die explosiven Bolzen wie eine Feuerkette sprengte. Er sah wie die Landekapseln sich vom nutzlosen Überbau der Unity trennten und in den schwarzen Raum um die Unity herum glitten.

Er fiel herunter und beobachtete die schöne Folge des Feuers in der ewigen Nacht, als ihn dann die Flammen erreichten drehte er sich von Feuer in daß weiße Licht, der Schrei in seinem Kopf verblaßte zu einem Gemurmel und dann zur Stille.

Als letztes sah er, wie die Landekapseln abbrachen und die Antriebsraketen einzeln zündeten. Er stellte sich ihren Weg hinunter auf die neue Welt vor, wie sie alles mitbrachten, die menschlichen Flüche, aber auch die Geschenke der Menschheit.

Hoffnung

  Sarah Jaydos Aufzeichnungen

Warum sind wir zu den Sternen gekommen? Warum ergaben wir uns nicht, als wir die Chance hatten? Sind wir so blind, daß wir glauben, daß diese neue Welt anders ist, gegen Leiden und Verbrechen und Gewalttätigkeit immun sein wird?

Die Mission der Unity war eine schwache Kerze, die in einer dunklen Nacht flackerte. Wir trugen diese Illusion in den Himmel, und jetzt werden wir hier sterben, oder, eventuell schlechter, auf dem Planeten sterben. Jene von uns, die an Bord sind trugen die Illusion in die Nacht; jene, die zurückblieben, nahmen ihre Chancen auf einer sterbenden Welt war.

Jetzt fahren wir mit dem fort, was die Menschen immer getan haben. Wir essen, schlafen, lieben uns, verbessern unsere Fertigkeiten, verbringen die Zeit. Und tief in unserem Inneren warten wir auf jemanden, irgendeinen speziellen Menschen, um über uns hinaus zu wachsen und Tausende von Jahren der Geschichte zu schreiben, voll mit Leiden, die es Wert sind. Um uns zu erleuchten, beende unsere Schmerzen, heile unsere Wunden und nimm uns die Ungewißheit.

Aber ich habe den Verlauf der Geschichte gesehen, und wir sind von jetzt nicht besser, als wir jemals waren. Wir sind nur besser unterrichtet. Das wird auf einem fremden Planet auch nicht anders sein.

Es sei denn, ...

 
  Achtung! Kapitel 1-27 Copyright 1998 by Firaxis,
Kapitel 28-35 freie Übersetzung von MatFis