Reise nach Centauri: 3. Kapitel
 
Captain Garland fühlte das Sprudeln der Blasen um ihn herum, die das dicke Gel in Flüssigkeit verwandelten. Das Sprudeln war jetzt wilder, aggressiver, bis es in seinen Gliedern schmerzte. Verbeiß Dich im Atemgerät, fühle die kalte silberne Form in Deinem Mund. Er erinnerte sich immer noch an das Training.

Die chemische Reaktion, die das Kältegel neutralisiert, war beendet, und er bemerkte, daß er selber in der Flüssigkeit schwamm. Kleine Hitzespiralen im Inneren der Glaskapsel wurden aktiviert, um die Flüssigkeit zu wärmen und seinen Körper wieder mit Lebensgeistern zu versehen. Durch sein Atemgerät sog er Luft ein und wartete darauf, daß die Flüssigkeit verschwand.

Lange Augenblicke des Wartens. Wie viele Atemzüge hielt der Sauerstoffvorrat des Atemgeräts bereit? Nicht sehr viele, daran erinnerte er sich, und eigentlich sollte auch die Flüssigkeit schon verschwunden sein. Eine Fehlfunktion?

Er streckte seine Arme nach oben und drückte mit den Händen gegen die Luke der Kapsel. Seine Muskeln, teilweise trotz der computergesteuerten elektromuskulären Therapie geschwunden, schmerzten vor Anstrengung. Die Luke öffnete sich nicht. Er fühlte unnachgiebig die Kälte des Glases an seinen Handflächen und die Flüssigkeit in seinem Gesicht.

Gott wartet im Himmel auf uns, aber wir sind jenseits des Himmels. Dieser Gedanke formte sich unerbittlich in seinem Gehirn. Er drückte noch einmal, ängstlich, aber die Versiegelung löste sich nicht.

Er holte wieder tief Luft und würgte, fühlte den Druck in seiner Kehle. Keine Luft mehr. Er drehte sich in seiner Zelle und versuchte es erneut. Panikdurchfuhr ihn, als er fühlte, wie sich der Druck auf seine Brust legte und sein Zwerchfell den letzten Sauerstoff aus den Lungen in das System preßte.

Bitte nicht ... Fahrig suchten seine Hände nach einer Fluchtmöglichkeit. Er spürte, wie seine Knöchel das Glas streiften, spürte die animalische Kraft der Verzweiflung in sich aufsteigen, aber sein Gefängnis gab nicht nach.

Gott wartet im Himmel auf uns, aber wir sind jenseits des Himmels. Seine Gedanken verloren sich in der Dunkelheit, und er wußte genau, was nun kommen würde: Ein letzter Moment des verzweifelten Kampfes und die Rückkehr in die Unendlichkeit, aus der gerade erst zurückgekehrt war.

Er dachte an die Crew, die zehntausend Leute Besatzung, die immer noch schliefen, immer noch unter seinem Schutz standen. Der Glaube allein würde sie weder retten, noch das defekte Schiff reparieren.

Er fühlte, wie sein Herz klopfte, und eine warme Woge strömte aus seinem Körper. Seine Hände streiften weiches Gummi, die Dichtung zwischen der Kältekammer und der Luke ... Er bohrte seine Finger hinein und spürte ein Reißen, etwas, das nachgab. Die Versiegelung brach.

Er drückte sich nach oben, aus der Zelle heraus. Die Luke schwang auf, und kalte Luft schlug ihm ins Gesicht. Er rang um Atem, sog tief Luft in seine Lungen, während die eiskalte Flüssigkeit seinen Rücken hinunterrann.

Um ihn herum, Reihe an Reihe, erwartete ihn seine schlafende Crew.